Gesicht zeigen zum Grundgesetz

“Es war der 23. Mai 1949, als das Grundgesetz verkündet wurde. Es war die Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland.
25 Menschen aus Dorsten zeigen nun anlässlich des 72. Jahrestages Gesicht für unsere Verfassung. Auf 100 Plakaten im gesamten Stadtgebiet sind sie zu sehen mit einem Satz aus dem Grundgesetz, der ihnen besonders wichtig ist. Hinter der Aktion steckt das Bündnis ‘Wir in Dorsten gegen Rechts’. Sie ist ein Vorgriff auf die ‘Erste Dorstener Woche des Grundgesetzes’, die aus der Dorstener Erklärung ‘Dorstener STADT”DIALOG’ entstanden ist, …”
(Dorstener Zeitung, 22. Mai 2021)

Die Idee zu dieser Plakataktion wurde angeregt durch eine Aktion der Berliner Gruppe Gesicht zeigen aus dem Jahr 2019. Alle Plakate unserer Aktion sind auf einer Sonderseite der Dorstener Zeitung von Samstag, den 22. Mai 2021, abgebildet. Wer sich alle Plakate noch einmal in Ruhe anschauen und die Texte lesen möchte, kann dies in diesem tollen Video tun: https://player.vimeo.com/video/552358614
Wir bedanken uns herzlich bei Stefan Diebäcker und der Dorstener Zeitung für diese eindrucksvolle Collage und das großartige Video!

Aktion zum Tag des Grundgesetzes

Ein Beitrag von Luisa Altegoer

Der 23. Mai ist der Tag des Grundgesetzes. Am 23. Mai 1949 wurde das Grundgesetz beschlossen und hiermit der Grundstein für die Bundesrepublik Deutschland gelegt. Im Oktober 1990 wurde das Grundgesetz zur Verfassung aller deutschen Bürger*innen des wiedervereinten Deutschlands. Das Grundgesetz ist somit von zentraler Bedeutung für unser freiheitliches und demokratisches Zusammenleben.

Anlässlich seines 72. Jahrestages haben sich 25 unserer Bündnismitglieder entschieden, Farbe zu bekennen zum Grundgesetz. Im gesamten Stadtgebiet verteilt hängen 100 Plakate mit Portraits der Bündnismitglieder und einem Satz des Grundgesetzes, der ihnen besonders wichtig ist. Die Idee hierzu wurde angeregt durch eine Aktion der Berliner Gruppe Gesicht zeigen aus dem Jahr 2019.

Uns war es jedoch auch wichtig, zusätzlich in der Innenstadt Gesicht zum Grundgesetz zu zeigen. Dafür waren wir am Samstag, den 22. Mai, mit einer kleinen Aktion in der Innenstadt präsent. Mit insgesamt 11 Bündnismitgliedern sind wir allein oder zu zweit mit unseren Plakaten, beschriftet mit Texten aus oder zum Grundgesetz, durch die Innenstadt gegangen. Außerdem haben wir auch einige Exemplare des Grundgesetzes in deutscher und türkischer Sprache verteilt .

Auch wenn das Wetter leider sehr regnerisch, kalt und stürmisch war und die Innenstadt nicht sonderlich gut besucht, erfuhr die Aktion viel Resonanz. Die Rückmeldungen waren überwiegend sehr positiv. Menschen blieben stehen, lasen unsere Plakate, manche gingen weiter, viele zeigten zumindest einen Daumen nach oben. Einige blieben auch stehen und wir kamen in ein kurzes Gespräch. Wir haben erklärt, worum es bei der Aktion geht, einige nahmen auch gerne ein Exemplar des Grundgesetzes mit. Umgekehrt teilten die Menschen ihre Erfahrungen mit dem Grundgesetz mit uns.

Unser Altbürgermeister und Bündnismitglied, Lambert Lütkenhorst, resümiert: “Das war trotz der nicht so guten Bedingungen eine tolle Aktion. Dankeschön dafür!” Dem kann ich nur zustimmen: Wir wurden darin bestärkt, weiterhin gegen Rechts und für Toleranz, Respekt und Vielfalt einzustehen. Daher freuen wir uns schon auf die Woche des Grundgesetzes, die vom 24. September bis 3. Oktober 2021 stattfindet. Wir lassen uns nicht unterkriegen!

Bündnis „Wir in Dorsten gegen Rechts“ setzt sich für Eintritt Dorstens in Deutsches Riga-Komitee ein

Ein Beitrag von Luisa Altegoer

Zahlreiche Menschen jüdischen Glaubens aus Dorsten und der Region wurden insbesondere 1942 nach Riga deportiert. Viele von ihnen wurden dort von den Nationalsozialisten ermordet oder starben an den katastrophalen Lebensbedingungen. Altbürgermeister Lambert Lütkenhorst hat Riga bereits mehrfach besucht. Er schlägt eine jährliche Bildungsfahrt nach Riga für junge und alte Menschen vor, sie könne ein wichtiger Baustein der Dorstener Gedenk- und Erinnerungskultur werden: „Wer schon einmal die Gedenkstätte der Naziopfer im Wald von Bikernieki gesehen hat, dem gehen diese Bilder nicht mehr aus dem Kopf.“ Die stellvertretende Bürgermeisterin und Kulturvorschussaussitzende Christel Briefs ergänzt: „An solchen Orten wird Geschichte gerade für junge Menschen erfahrbar und greifbar. Man spürt dort, dass wir eine Verantwortung für die Zukunft haben.“

Das Deutsche Riga-Komitee ist ein Städtebündnis, das sich für das Erinnern und Gedenken an die Deportation von über 25 000 deutschen Jüd*innen einsetzt, die in den Jahren 1941/1942 nach Riga deportiert und in ihrer überwiegenden Zahl im Wald von Bikernieki ermordet wurden. Im Jahre 2000 von 13 deutschen Großstädten und dem Präsidenten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge gegründet, gehören dem Komitee mittlerweile 59 Städte an.

Der Beitritt soll Ende Mai im Haupt- bzw. Finanzausschuss des Rats der Stadt Dorsten behandelt werden. Die Finanzierung eines solchen Beitritts ist bis dato noch unklar, da die Stadt Dorsten aktuell aufgrund der Stärkungspaktbeschlüsse keine weiteren kostenpflichtigen Mitgliedschaften eingehen darf. Während die SPD in einem Antrag trotzdem fordert, dass zumindest der finanzielle Grundstock von der Stadt getragen werden müsse, schlägt die CDU vor, der finanzielle Betrag der Stadt Dorsten solle ausschließlich durch Spenden der Bürgerschaft getragen werden. Unabhängig davon, wie eine solche Mitgliedschaft finanziert werden soll, macht sich das Bündnis „Wir in Dorsten gegen Rechts“ für einen Beitritt Dorstens in das Komitee stark, möchte diesen ideell und, sofern möglich und nötig, auch finanziell unterstützen. Der Beitritt sei wichtig, um das Vergessen zu verhindern und auch in der Zukunft Verantwortung zu tragen. Es bleibt zu hoffen, dass nicht eine Antragsflut verschiedener, im Rat vertretener, Parteien eine zügige Entscheidung unnötig verzögert.

In Deutschland im Mai 2021

Wieder ist im Nahen Osten der Konflikt zwischen Israel und Palästina ausgebrochen und die Lage eskaliert. Wieder sterben Zivilisten und leider auch viele Kinder. Erneut herrscht ein unfassbares Leid. Wir trauern mit den Angehörigen der Opfer.

Es ist bedauerlich, dass es den beiden Völkern und der Staatengemeinschaft in all den Jahren nicht gelungen ist, diesen Konflikt endgültig und dauerhaft zu befrieden.

Was ebenso unfassbar ist: In Deutschland bricht der vorhandene Hass gegen Menschen Jüdischen Glaubens auch in gewalttätiger Form wieder aus. Es brennen Israelfahnen, Synagogen werden mit Steinen beworfen und müssen bewacht werden, Denkmäler werden zerstört.

Wir, das “Bündnis in Dorsten gegen rechts”, solidarisieren uns mit Jüd*innen in Dorsten, in Deutschland und auf der ganzen Welt. Eine Kritik und Verurteilung des Handelns im Nahen Osten darf nicht mit Antisemitismus verwechselt werden. Das Verbrennen von Fahnen, die Angriffe auf Synagogen und Denkmäler sind reiner Antisemitismus. Wir stehen in Gedanken an der Seite derer, die diesen Anfeindungen und Bedrohungen ausgesetzt sind.