Vortrag 24.10. | Extrem rechte Geschlechterpolitik
Ein Beitrag von Luisa Altegoer vom 28.10.2022
Am Montagabend, den 24. Oktober 2022, fand in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle Dorsten im Haus der Tisa-Stiftung der Vortrag “Extrem rechte Geschlechterpolitik” statt. Die Dozentin Juliane Lang, Universität Gießen, arbeitet seit vielen Jahren wissenschaftlich und bildungspolitisch zu Themen rund um die extreme Rechte und die Geschlechter. Moderiert wurde der Abend von Luisa Altegoer, Teil des geschäftsführenden Teams unseres Bündnisses und Botschafterin des Stadtdialogs, und Kim Wiesweg, der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt. Zu Beginn der Veranstaltung freute sich Ruth Lange, “endlich mal drei junge Damen als Gesprächspartnerinnen begrüßen zu dürfen”, die sich mit einem so wichtigen, – persönlich – relevanten Thema beschäftigten.
In einem spannenden Vortrag zeigte Frau Lang, insbesondere am Beispiel der AfD, auf, wie weitgreifend die antifeministische Grundhaltung im rechten Spektrum ist. Sie löste den vermeintlichen Widerspruch zwischen programmatischen Forderungen nach einem “traditionellen Familienbild” mit ebenso „traditioneller Mutterrolle“ und dem Lebensstil einiger AfD-Protagonistinnen auf. In rechten Gruppierungen werde zum einen ganz offen Antifeminismus zur Schau getragen (Werbeslogans wie “Feminin statt feministisch”), zum anderen machten die Gruppierungen sich immer wieder versteckt und implizit das Bild der Frau als Mutter und Sorgenden zunutze: Während gesamtgesellschaftlich emanzipatorische Prozesse möglicherweise ein Überforderungsempfinden bei jungen Frauen auslösen könnten (durch wachsende Anforderungen durch Karriereerwartungen und die Gleichzeitigkeit von Karriere und Care-Arbeit innerhalb der Familien), zeige die rechte Szene hier viel Wertschätzung und Anerkennung für Frauen, die nur der “traditionellen” Mutterrolle nachgingen. Ein gefährlicher Einstieg in rechte politische Strömungen. Die Rolle von Frauen im rechten Spektrum habe sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten gewandelt. Sie übernähmen zunehmend auch tragende Rollen, würden jedoch häufig nicht ausreichend ernstgenommen.
Der Vortrag ging in eine rege Diskussion mit dem Publikum über. Es wurden Nachfragen gestellt, die Zuhörenden gingen aber auch untereinander in den Austausch und berichteten von eigenen Erfahrungen mit der Thematik.
Zum Abschluss appellierte Frau Lang noch einmal an alle Anwesenden, das Wichtigste sei es, weibliche Protagonistinnen der rechten Szene ernst zu nehmen und aufmerksam zu sein. Es sei wichtig, immer und immer wieder gegen Rechts aufzustehen – im Kleinen wie im Großen. Sabine Fischer-Strebinger, Geschäftsführende der Tisa-Stiftung, resümierte: Dieser Abend sei sicherlich ganz im Sinne von Tisa gewesen.

“Zwischen Erfolg und Verfolgung”
Besuch der Ausstellung “Jüdische Stars im Sport 1933 und danach”
Ein Beitrag von Ruth und Wilfried Lange vom 10. Juni 2022

Eine Gruppe des Bündnisses „Wir in Dorsten gegen Rechts“ nahm das kostenlose Angebot der Stadtinfo Dorsten bzw. des Jüdischen Museums Westfalen in Dorsten gerne an und ließ sich von Barbara Seppi, Stadtinfo Dorsten, alles Wichtige zu dieser interessanten Ausstellung, auf einem einstündigen Rundgang sachkundig erklären.
Die Idee des Kurators, Dr. Henry Wahlig, Fußballmuseum Dortmund und Sportwissenschaftler, das Museum zu den Menschen vor Ort zu bringen, ist durch die lebensgroßen Figuren mit den Abbildungen und Lebenswege der Sportler*innen sehr gelungen.
Für die Bündnismitglieder war, wie Barbara Seppi sehr richtig einordnete, weniger der geschichtliche Zusammenhang der Verfolgung und teilweise Ermordung der verschiedenen für Deutschland so erfolgreichen Sportler*innen interessant, als vielmehr die Tatsache, dass ebendiese als Deutsche und für den deutschen Staat als Aushängeschilder benutzten (Halb-) Jüdinnen und Juden nach ihren Erfolgen völlig aus der Historie des Deutschen Sports und unseres Landes verschwanden. Sehr deutlich wird dies, z.B., durch die Geschichte Walther Bensemanns, der den nach Deutschland brachte. Er war Mitbegründer vieler Fußballvereine, des DFB und der bekannten Fußballzeitung „Der Kicker“ (1920). Sein Name fand seinen verdienten Platz in der Geschichte des Fußballs jedoch erst über seine 2003 als lesenswertes Buch erschienene Biographie.
Die sehenswerte Ausstellung ist noch bis einschließlich Montag, 13.06.2022 zwischen Recklinghäuser Tor und Jüdischem Museum aufgebaut und aufgrund der ausführlichen Beschreibungen auf den Rückseiten der lebensgroßen Fotos der Sportler*innen sehr informativ.
Hinweis auf eine Publikation der Bundesanstalt für Politische Bildung: Die Broschüre kann dort erworben oder als PDF heruntergeladen werden:
https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/Gesamtdatei_150717_Bro_PK_JewishAllstars_bpb_WEB_RZ.pdf

Nicht auf dem Boden des Grundgesetzes
Rückblick auf den Vortrag von Dr. Hendrik Cremer
Ein Beitrag von Andreas Hatting und Ruth Lange vom 9. Mai 2022


Im Vorprogramm der Tage des Grundgesetzes der Stadt Dorsten, die vom 19.05 bis 23.05.2022 stattfinden, hatten wir, in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum und der Projektgruppe Brückenschlag, Herrn Dr. Hendrik Cremer vom Deutschen Institut für Menschenrechte, Berlin, eingeladen. Moderiert wurde der Abend von Andreas Hatting (Bündnis) und Dr. Norbert Reichling (JMW und Brückenschlag).
Über 50 Zuhörer*innen verfolgten Hendrik Cremers Antworten auf die Frage: “Nicht auf dem Boden des Grundgesetzes? Warum die AfD als rassistische und rechtsextremistische Partei einzuordnen ist”. http://www.institut-fuer-menschenrechte.de/fileadmin/Redaktion/Publikationen/Analyse_Studie/Analyse_Nicht-auf-dem-Boden_des_Grundgesetzes.pdf
Dr. Hendrik Cremer ist promovierter Jurist und forscht schon seit einiger Zeit zu dieser Problematik. Er hat dazu verschiedene Untersuchungen veröffentlicht. Entsprechend fundiert sind seine Ergebnisse.
An Hand der Wahlprogramme der AfD sowie durch viele Zitate von AfD Politiker*innen belegt, wurde allen Besucher*innen an diesem Abend sehr deutlich, dass wir es nicht mehr nur mit den Anfängen einer rechtsextremen Infiltration der Gesellschaft zu tun haben.
Die AfD möchte bestimmte Rechte allein auf Deutsche begrenzen. Das widerspricht dem Artikel 1 Absatz 1 GG, der beinhaltet, dass “jeder Mensch allein aufgrund seines Menschseins die gleiche Menschenwürde und gleiche Rechte hat”.
Menschen dürfen nicht wegen physischer Merkmale wie ihrer Hautfarbe, ihrer tatsächlichen oder vermeintlichen Herkunft oder Religionszugehörigkeit benachteiligt werden.
Dazu kommt die Sprache der AfD, die immer mehr die Grenzen des Sagbaren ausweitet und dadurch bereits in die Gesellschaft hineinwirkt. Immer häufiger werden rechtsextreme Aussagen von Parteimitglieder*innen gemacht, die später wieder relativiert oder korrigiert werden.
Daher wird die AfD in den Augen Hendrik Cremers zu Recht vom Verfassungsschutz beobachtet.
Die Politik, die Medien und wir alle müssen immer wieder mit großer Anstrengung gegen Rassismus und Rechtsextremismus kämpfen, Gesicht und Haltung zeigen und darüber aufklären. Es wird schwer, den bereits fortgeschrittenen Prozess noch umzukehren oder gar aufzuhalten.
Ein herzliches Dankeschön allen, die an der Vorbereitung und Durchführung dieser Veranstaltung beteiligt waren.
Am 15. Mai 2022 ist Landtagswahl
Ein Beitrag von Ruth Lange vom 15. April 2022

Wie immer vor Wahlen haben wir uns auch zur Landtagswahl vorgenommen, möglichst viele Wähler*innen zur Stimmabgabe zu motivieren. Unser Ziel ist und bleibt, die AfD möglichst aus der politischen Landschaft verschwinden zu lassen. Momentan weisen die Umfragen auf geringe Verluste für diese rechts(extreme) Partei hin. Diese Verluste reichen jedoch nicht aus, sie aus dem Landtag zu verbannen. Daher dürfen wir, die wir für unsere Demokratie und für ein freies und geeintes Europa kämpfen, uns nicht zufrieden geben.
Unser Bündnis ist nach wie vor sehr angewiesen auf Deine Unterstützung und Deine aktive Mitarbeit und darauf, dass du “Haltung zeigst” gegen Rechts und für Toleranz, Respekt und Vielfalt.
Seit Samstag, dem 09.04.2022, 11.00 – 13.00 Uhr, stehen wir bis einschließlich 14.05.2022 an jedem Samstag für unsere Werte, unsere Ziele und unsere Demokratie am “Alten Rathaus”, Markt 1 in Dorsten. Wenn dein Demokratieverständnis und deine politische Idee mit unseren Vorstellungen übereinstimmt, dann sei dabei und versuche mit uns möglichst viele Dorstener*innen auch davon zu überzeugen.
Internationale Wochen gegen Rassismus
Ein Rückblick




Vom 13.03.-24.03.2022 fanden die jährlich wiederkehrenden Wochen gegen Rassismus, initiiert und organisiert durch die Stiftung gegen Rassismus, unter dem Motto “Haltung zeigen” statt. Unser Bündnis hatte entschieden, keine eigenen Aktionen zu organisieren, sondern andere Veranstalter zu unterstützen. So kam es bei zwei Projekten zu einer intensiven und sehr guten Zusammenarbeit mit dem Gymnasium Petrinum, Dorsten. Für die “Wäscheleine” der Schule gegen Rassismus steuerten wir selbstbedruckte “Wäsche” bei. Die öffentliche Lesung am 22. März im Schaufenster der “Dorstener Arbeit” war für die Schülerinnen und für uns ein neues Format, das aber allen Beteiligten viel Freude und auch den Passant*innen, die für ein paar Minuten zuhörten, interessante Literatur zum Thema Rassismus näher gebracht hat.
Darmstadt, den 27.03.2022
Pressemitteilung der Stiftung gegen Rassismus
„Beeindruckendes Engagement für eine friedliche und menschenfreundliche Gesellschaft“
UN-Wochen gegen Rassismus setzen Zeichen gegen Gewalt, Hass und Ausgrenzung
“Ob Schulen oder Polizei, Sport oder Religionsgemeinden: Trotz schwieriger Planungsbedingungen durch die Corona-Pandemie verzeichneten die diesjährigen UN-Wochen gegen Rassismus eine hohe Beteiligung. Über 2.100 Veranstaltungen – so viele wie noch nie – setzten unter dem diesjährigen Motto „Haltung zeigen“ vielfältige und bunte Zeichen gegen Gewalt, Hass und Ausgrenzung. „Das ist ein beeindruckendes Engagement für eine friedliche und menschenfreundliche Gesellschaft“, äußert sich der Vorstand der Stiftung gegen Rassismus, Jürgen Micksch. Teilnehmende waren froh darüber, wieder verstärkt vor Ort in persönlichen Kontakt und Austausch zu kommen. Angesichts des Krieges in der Ukraine hebt Micksch hervor: „Gerade jetzt war und ist es wichtig gemeinsam Haltung zu zeigen für ein friedliches Miteinander, für die Solidarität mit Geflüchteten gleich welcher Herkunft und gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung.“
In diesem Jahr fanden wieder viele digitale Veranstaltungen und Aktivitäten in den sozialen Medien statt, wie etwa die Aktion „Meet a Cop – Gespräche mit der Polizei“ oder auch Vorträge, Workshops und Lesungen. Vor Ort gab es viele kreative Aktionen wie etwa Poetry-Slams, Malaktionen für Kinder, Selfie-Aktionen, Graffiti-Workshops gegen Rassismus, Friedenskundgebungen oder Kreidebotschaften auf öffentlichen Plätzen. Erstmals hat die neue Antirassismus Beauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, mit großem Engagement an Veranstaltungen mitgewirkt.
Hinzu kamen über 1.800 Aktivitäten von Religionsgemeinschaften, darunter 1.700 Freitagsgebete zur Überwindung von Rassismus. Insgesamt neun Religionsgemeinschaften luden sich bei den zentralen religiösen Feiern in Köln gegenseitig zu Freitagsgeben, Sabbatfeiern, Gottesdiensten und Zeremonien ein und betonten, dass sich Rassismus und Gewalt mit den Werten von Religionen nicht vereinbaren lassen.
Eine große Ausstrahlung hatte es, dass die Eintracht Frankfurt mit fast 100.000 Mitgliedern der diesjährige Botschafter der UN-Wochen gegen Rassismus war. Es gab ein großes Engagement im Sportbereich: Gemeinsam riefen der Deutsche Fußball-Bund (DFB), die DFL Stiftung, die Deutsche Sportjugend im DOSB (dsj), Eintracht Frankfurt und die Stiftung gegen Rassismus dazu auf, im Rahmen der UN-Wochen Sportveranstaltungen durchzuführen und mit Sport und Bewegung in der Gruppe oder einzeln die Botschaft zu verbreiten: Wir stehen zusammen – gegen Rassismus und für 100% Menschenwürde. Sky Sport unterstützte die Bemühungen mit einem besonderen Thementag, in dem Betroffene und Verantwortliche zum Internationalen Tag gegen Rassismus in verschiedenen Formaten diskutierten. Peter Fischer, Präsident von Eintracht Frankfurt, betont: „Der Sport ist ein verbindendes, integratives Element in unserer Gesellschaft. Wir können nur erfolgreich sein, wenn auf und neben dem Platz Herkunft, Hautfarbe oder Religion keine Rolle spielen. Dafür zeigen wir aus Überzeugung klare Kante.“ ,,,
… Eine Dokumentation der Aktionswochen wird Anfang Juli veröffentlicht. Die Stiftung beginnt nun mit den Planungen für die UN-Wochen um den 21. März 2023. Die nächste Planungstagung wird am 19. September 2022 in der Katholischen Akademie in Mainz stattfinden.